Ehrenamt
Anreize und neue Wege zur Freiwilligkeit.
Dankbarkeit, moralische Pflichterfüllung oder das Gefühl, etwas zurückgeben zu wollen, sind in der heutigen Spaß- und Freizeitgesellschaft nicht mehr die Anreize für ehrenamtliches soziales Engagement.
Dies nur zu beklagen verstellt allerdings den Blick für neue positive Ansatzpunkte - gerade auch bei Jugendlichen. Wie kann ich mich selbst verwirklichen, wie kann ich ein Gruppenerlebnis haben, wie kann ich Ideen, die ich entwickelt habe, mit anderen zusammen diskutieren und umsetzen? Und wie erschließe ich mir so auf sehr direktem und eigenem Wege etwas Ähnliches wie das, was meine Eltern und Großeltern immer etwas pathetisch „Sinn“ genannt haben?
Der Triumph des Marktes, das Vordringen des Tauschprinzips in alle Lebensbereiche scheint dazu zu verführen, die eigene Lebensführung in Konsequenz als Investitionsstrategie zu definieren, als „Selbst-Marketing“. Ausschließlich in Projekte, aber auch in Beziehungen zu „investieren“, die Gewinn versprechen und den eigenen Wert steigern, erfordert aber – als Erfolgskontrolle – ein hohes Maß an Selbstbeobachtung und Selbstvergewisserung. Gerade diese Haltung führt mit einer gewissen Zwangsläufigkeit zur Bestimmung und Überprüfung eines Wertes, der nur im Austausch mit sich selbst zu finden ist: Selbst-Wert.
Dass hierbei die Maßstäbe sehr frei, individuell und „eigensinnig“ ausfallen, steigert nur ihre Integrität und Verbindlichkeit, ebenso die nach wie vor unbestreitbare Tatsache, dass auch aus Gemeinsamkeit und Gemeinschaft ein „Gewinn“ für den Einzelnen resultiert.
„Selbstwertschöpfung“ als Anreiz zu sozialem Engagement ist also durchaus ein ethisches Zukunftsmodell. Ist es nicht sogar auf eine verblüffende Weise „ehrlicher“ als zum Beispiel das in der Vergangenheit allzu überstrapazierte Motiv „Mitleid“?